Positive Emotionen – Luxus oder lebensnotwendig?

Digitalisierung, VUCA-World, Migration und jetzt auch noch Klimawandel. Gibt es da nichts Wichtigeres als sich über positive Emotionen Gedanken zu machen?

Positive Emotionen

Positive Emotionen sind der Schlüssel zum Aufblühen im Leben. All unser Handeln wird ursprünglich durch Emotionen geleitet. Denn jeder Motivation für eine Handlung geht eine spezifische Emotion voraus. Emotionen bestimmen also nicht nur unsere Befindlichkeit und die Qualität unserer Beziehungen, sondern letztlich auch unser Tun.

Die 10 positiven Basismotivationen

  • Dankbarkeit
  • Vergnügen
  • Heiterkeit
  • Freude
  • Hoffnung
  • Interesse
  • Inspiration
  • Ehrfurcht
  • Liebe
  • Stolz

Unterschiede von positiven und negativen Gefühlen

Positive und negative Gefühle sind für uns nicht nur anders gepolt, sondern unterscheiden sich auch in Ihrer Intensität und Dauer.

Negative Gefühle

  • Springen sofort und wie von selbst in unsere Aufmerksamkeit.
  • Können wir viel schneller wahrnehmen und sie halten auch länger und stärker an.
  • Führen zu einer Fokussierung auf das Problem.

Positive Gefühle

  • Treten häufiger, jedoch dezenter und unscheinbarer auf.
  • Sind meist diffuser Natur und vermischen sich leicht mit anderen Gefühlen.
  • Steigern unsere Kreativität und Problemlösefähigkeit.
  • Sind der Nährboden für Verbundenheit und die Stärkung von sozialen Beziehungen.

Hier haben wir auch schon einen Beitrag zu Gewissenhaftigkeit und positiven Emotionen.

Warum rutsch das Negative oft so in den Vordergrund?

Wissenschaftler sprechen von einem Negativitäts-Bias, weil wir uns der negativen Emotionen meist viel eher bewusst sind und sie sich wie von selbst in den Vordergrund schieben. Evolutionär hat uns das unser Überleben gesichert (Vgl. „fight or flight reaction“).

Im 21. Jahrhundert geht es in den westlichen Staaten jedoch nur selten ums nackte Überleben. Vielmehr steht die Frage nach der Lebensqualität und einer entsprechenden Lebensbalance im Raum. Ein bewusster Fokus auf Positivität (nicht positives Denken!) ist die Basis für das Flourishen (Aufblühen). B. Fredrickson betont in ihrem Buch „Die Macht der guten Gefühle“ (2011, Campus Verlag), dass es wesentlich ist positive Gefühle möglichst regelmäßig und häufig wahrzunehmen. Je häufiger ein Gefühl erlebt wird, desto eher brennt es sich als neue synaptische Verbindung in unserem neuronalen Netzwerk ein. Die Stärke beziehungsweise Intensität des einzelnen Gefühls ist dabei sekundär. Der konkrete Tipp für den Alltag lautet: „Nicht die eine Riesenparty in der Woche macht es aus, sondern die vielen klitzekleinen freudigen Ereignisse jeden Tag sind es.“ Die bekannte Emotionsforscherin Barbara Fredrickson drückt das bildhaft in etwa so aus: „… von einer Portion Broccoli in der Woche wird sich meine körperliche Gesundheit auch nicht verbessern.“ Genauso wie die Ernährungsempfehlungen für die Versorgung mit Vitaminen „Five a Day“ lauten, sollte man dies auch für gute Gefühle sehen.

Wie wirken positive Gefühle?

Unter dem Einfluss positiver Emotionen verändert sich die Verarbeitung der Reize in unserem Gehirn. Die Wahrnehmung erweitert sich, was zu mehr Kreativität, geistiger Flexibilität und letztlich auch zu einer Stärkung der Resilienz führt. Durch eine Stärkung des Immunsystems verbessert sich die körperliche Gesundheit. Gemeinsam erlebte positive Emotionen fördern die emotionale Verbundenheit. Diese Verbundenheit hat auf unseren Körper genauso günstige Auswirkungen wie auf unser soziales Umfeld.

Sorgen Sie als Führungskraft für Positivitätsresonanz. Teilen Sie positive Emotionen mit anderen Menschen.

Als junger, Chef in den 1990’er Jahren ertappte ich mich manchmal dabei, sorgenvoll die Stirn zu runzeln, wenn ich aus einem der Nachbarbüros Mitarbeiterinnen länger lachen hörte. Damals – noch unwissend – dacht‘ ich: „Mensch, haben die denn nix besseres zu tun, da gibt’s doch bestimmt noch genug Arbeit zu erledigen…“. Heute sehe ich die Sache völlig anders. Wenn ich nebenan Gelächter wahrnehme das eine Weile anhält gehe ich flux hinüber, linse grinsend um die Ecke und lache eifrig mit. Wir haben dann alle gemeinsam Spaß, was unsere Verbundenheit und damit den „Teamspirit“ stärkt. Außerdem merken die MitarbeiterInnen, dass man nicht nur Führungskraft, sondern auch Mensch ist.

Benefits positiver Emotionen

Aktuelle Forschung bestätigt, dass das regelmäßige Erleben von positiven Gefühlen zum nachhaltigen Aufbau von Ressourcen beiträgt (Fredrickson, 2013).

  • Optimismus
  • Selbstakzeptanz
  • Verbundenheit
  • Gesundheit
  • Resilienz
  • Sinnerleben
  • Glücksempfinden

Böse Fee – gute Fee

Im normalen Leben gibt es ja auch viele unschöne Ereignisse die zu negativen Emotionen führen können. Habe ich in meinem Tagesrucksack bereits einige positive Gefühle gesammelt, dann kann ich eine auftretende negative Emotion damit abmildern und vielleicht sogar völlig ausgleichen. So wie im Märchen – die gute Fee triumphiert über die böse Fee. Leicht vorzustellen was geschieht, wenn die gute Fee einmal im Märchen fehlt!

Literatur

Fredrickson, B. L. (2013). Updated Thinking on Positivity Ratios. American Psychologist. Advance online publication. doi: 10.1037/a0033584

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