Entwicklung von Stärken im Job

Würden Sie einem Top-Spieler aus der Fußball-Nationalmannschaft einen Tischtennisschläger in die Hand geben und erwarten, dass er immer noch herausragende Leistung erbringt? Wohl kaum! Warum übertragen wir dann Mitarbeitern irgendwelche neuen Aufgaben, die eher wenig mit deren persönlichen Stärken zu tun haben?

Stärken sind wiederholende Muster

Stärken = Talente + Erfahrung + Wissen

Wenn Menschen etwas tun für das sie ein Talent besitzen, spezifisches Wissen gesammelt haben und es häufig anwenden, entwickelt sich daraus eine Stärke.
Ob es der kleine Bub ist, der jeden Nachmittag auf dem Bolzplatz mit seinen Kumpels den Ball kickt, oder der Vertriebsmitarbeiter, der täglich seine Kunden erfolgreich berät, Stärken basieren auf individuellen Fähigkeiten. Ganz allgemein ausgedrückt kann man sagen: „Stärken sind wiederholende Muster“.

Kennen Sie die individuellen Stärken Ihrer Mitarbeiter?

In nur wenigen Unternehmen wird stärkenorientiert geführt. Häufig findet ein Führungsstil statt, der sich eher an den Schwächen der Leute orientiert. Führungskräfte versuchen dann die identifizierten „Entwicklungsfelder“ über Schulungsmaßnahmen „auszumerzen“. Und was kommt dabei meist heraus? Der betroffene Mitarbeiter wird sich zweifelsohne etwas verbessern, doch bleibt er häufig im Mittelmaß hängen. Laut einer großen Gallup Studie (mit 1,7 Millionen Mitarbeitern aus 63 Ländern der Welt) haben nur rund 20 Prozent der Mitarbeiter das Gefühl täglich ihre Stärken einsetzen zu können! Sinnvoll wäre es also Programme für ihr Team zu finden, die auf das Finden und Integrieren von persönlichen Stärken fokussieren.

Welchen Benefit haben Unternehmen durch einen Stärken-Fokus?

  • Performance erhöht sich
  • Kundenzufriedenheit steigt
  • Personalfluktuation nimmt ab
  • Energie und Begeisterung wächst

Die erfreulichen Folgen davon sind, dass Unternehmen die sich auf Stärken fokussieren mehr Umsatz erzielen, ein besseres Ansehen am Markt genießen und das Feelgood der Belegschaft erhöhen.

Warum wird bisher (noch) nicht auf Stärken fokussiert?

  • Teilweise sind uns selbst die eigenen Stärken gar nicht bewusst.
  • In der Erziehung / Schule hat man vermittelt bekommen, dass man um zu wachsen, seine Schwächen ausmerzen muss – anstatt seine Stärken auszubauen.
  • „Eigenlob stinkt“: Soziale Normen – in Mitteleuropa – verbieten übertriebenen Stolz für eigene Erfolge.

Stärken erkennen und weiterentwickeln


Ziel jedes Unternehmens sollte es sein, die Stärken der Mitarbeiter in Produktivität umzusetzen

Dieser Satz stammt von dem US-amerikanischen Ökonomen und Management Vordenker Peter Drucker (1909 – 2005). Er ist ein Pionier der modernen Managementlehre und seine Bücher wurden mehr als fünf Millionen Mal verkauft.
Auf Stärken und Kompetenzfelder zu achten ist als Führungsansatz also wahrlich keine neumoderne Erscheinung.

Was wir aus der Stärkenforschung lernen können

Seit rund 20 Jahren wird im Rahmen der Positiven Psychologie, der Einsatz von Stärken wissenschaftlich erforscht.

  • Manager mit Topleistungen fokussieren sich auf Stärken. Sie verbringen mehr Zeit mit hochleistenden Mitarbeitern, wählen ihr Team für Projekte gezielt nach Talent aus und legen mehr Wert auf Stärken als auf Betriebszugehörigkeit (Cameron, 2012).
  • Der häufige Einsatz von Stärken im Arbeitsalltag fördert Flow. Im Zustand des Flows ist man völlig auf sein Tun konzentriert und außerordentlich Leistungsfähig. Flow-Erlebnisse sind energetisierend und tragen zur Arbeitszufriedenheit bei (Nackamura und Csikszentmihalyi, 2014).
  • Der Einsatz von persönlichen Stärken wie z.B.: Hoffnung, Mut, Freundlichkeit und Humor, fördern die schnellere Genesung von Krankheiten. Teams die ihre Stärken im Arbeitsalltag einsetzen können profitieren von mehr Gesundheit (Peterson, Park, & Seligman, 2006).

Positive Leadership entfesselt Stärken

Der Führungsansatz um die Stärken seiner Mitarbeiter zu erkennen, diese bewusst einzusetzen und weiter zu entwickelnheißt Positive Leadership. Führungskräfte die Positive Leadership praktizieren tragen damit zur Entfaltung der, manchmal schlummernden, Potentiale im Team bei.

Der bewusste Einsatz von Stärken kann ein stabiles Fundament legen um die gesteckten Ziele gut zu erreichen und um auf einem hohen Level erfolgreich zu sein.

Was Sie als Führungskraft konkret tun können

  • Achten Sie darauf welche individuellen Stärken jeder einzelne Mitarbeiter und Ihr Team als Gesamtheit hat.
  • Geben Sie den Mitarbeitern häufig ein stärkenfokussiertes Feedback. So kann das Bewusstsein und ein Zutrauen in die eigenen Stärken wachsen.
  • Stärkenvokabular entwickeln – nur wenn man etwas benennen kann, ist man auch in der Lage darüber nachzudenken und sich weiter zu entwickeln. Machen Sie mit Ihrem Team den VIA-Test zu den Charakterstärken.
  • Es reicht nicht aus, als Führungskraft oder Business-Coach den Leuten zu sagen, dass sie ihre Stärken häufiger einsetzen sollen. Schaffen Sie Rahmenbedingungen in denen sich die Menschen entsprechend ihrer Stärken einbringen können.
  • Erzählen Sie Stories über die Stärken von Menschen und was sie damit bewirken konnten.

Wenn sich Unternehmen und Führungskräfte bewusst für den stärkenbasierten Weg entscheiden, zeigen Studien, dass Mitarbeiter:

  • Sich agiler und engagierter verhalten
  • Über mehr Selbstvertrauen verfügen
  • Sich gesünder fühlen und mehr Power haben
  • Resilienter werden und weniger Stress empfinden

Letztlich steigt dadurch das Feelgood am Arbeitsplatz und die Lebenszufriedenheit.

Literatur

Cameron, K. (2012). Positive Leadership: Strategies for Extraordinary Performance. Kalifornien, USA: Barrett-Koehler.

Nakamura, J., & Csikszentmihalyi, M. (2014). The Concept of Flow. In: Csikszentmihalyi, M. (Ed.), Flow and the foundations of Positive Psychology. Dordrecht: Springer. doi: 10.1007/978-94-017-9088-8_16

Peterson, C., Park, N., Seligman, M. E. P. (2006). Greater strengths of character and recovery from illness. The Journal of Positive Psychology, 1(1), 17–26. doi: 10.1080/17439760500372739

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