Fachkräftemangel ist ein Wort, das man fast täglich in den Nachrichten hören und lesen kann. Umso wichtiger ist es geworden, gutes Personal bei der Stange zu halten. Gleichzeitig gilt es, das Buhlen um hochqualifizierte Kräfte auch für sein Unternehmen zu gewinnen.
Wie schaffen Führungskräfte es, dass sich potentielle Bewerber auf ein Jobangebot, dann auch für diese Organisation entscheiden? Und wie gelingt es, Top-Performer über Jahre im Unternehmen zu halten? Das Geld alleine nicht ausreicht, das wissen wir längst. Ein Arbeitsklima zum Wohlfühlen zu schaffen ist ebenso wichtig, genau! Doch ohne positive Beziehungen im Team werden Mitarbeiter ihr volles Potential nicht gänzlich nutzen. Oder sich irgendwann nach einem neuen Arbeitsplatz umschauen…
„Other People Matter“
„Other People Matter“ – dieser Spruch geht auf einen der Ur-Väter der Positiven Psychologie, Christopher Peterson, zurück. Gelungene Beziehungen ist einer der wichtigsten Aspekte für Wohlbefinden. Nicht nur für die Generation Y & Z ist es selbstverständlich auch am Arbeitsplatz Wohlbefinden zu erleben. Organisationen, die bereits im Bewerbungsprozess signalisieren, dass das Miteinander einen hohen Stellenwert hat, können hier punkten. Vermitteln Sie bereits im Job-Interview, dass sie nicht nur Interesse an der Arbeitsleistung, sondern auch an dem Menschen selbst haben. Erachten Sie den Bewerber als geeigneten Kandidaten für die ausgeschriebene Position, so schildern Sie was ihr Unternehmen für den Beziehungsaufbau unternimmt.
Gute Gelegenheiten für die aktive Beziehungspflege im Unternehmen
Ein frischer Kaffee macht nicht nur wach, sondern kann auch neue Perspektiven bringen!
Manch einem Unternehmen ist der alltägliche Tratsch in der Kaffeeküche regelrecht ein Dorn im Auge. Scheinbar wird dies als Keimzelle für Untätigkeit oder mögliche Intrigen gewertet. Eines der weltgrößten Versicherungsunternehmen hat an ihrem Münchner Standort bereits vor Jahren, die Kaffeeküchen in einigen Abteilungen Rückbauen lassen!?! Eigentlich unverständlich, denn die Wirklichkeit an diesem Hotspot für „Meet and Great“ sieht oft ganz anders aus. Hier trifft man auch leicht auf Menschen mit denen man im normalen Arbeitsalltag nicht zusammen kommt. Vielleicht der nette Kollege aus der ehemaligen Abteilung. Eine tolle Gelegenheit zu erfahren was in anderen Bereichen des Unternehmens gerade so läuft. Oder die verständnisvolle Kollegin, bei der man erstmal Dampf ablassen kann und die einem dann eine andere Perspektive auf das persönliche „Problemthema“ anbietet. Und bei einem informellen Kaffeeklatsch können Chef und Mitarbeiter sich auch mal auf einer ganz anderen Ebene kennen lernen. Hier ist der beste Ort für die Informations-Austausch-Börse: „Was mache ich in meiner Freizeit – Wo geht’s in den Urlaub hin – In welche Schule /Verein gehen meine Kinder – Welche familiären Sorgen belasten mich gerade“. Mit solch neuen Informationen kann Neugier am Gegenüber geweckt werden. So können Beziehungen wachsen und größere Dimensionen bekommen. Ein Austausch in lockerer Atmosphäre hat auch schon zu manch spontaner kreativer Lösung geführt, die in energiezehrenden Meetings oft vergeblich gesucht werden.
Raucherpausen sind unnötig – oder vielleicht doch nicht?
Dr. Markus Ebner hat bei seinen Forschungen aus dem Bereich „Perma-Lead“ eine interessante Entdeckung gemacht. Wenn Führungskräfte (auch als Nichtraucher!) ihre Mitarbeiter raus zu Raucherpausen begleiten, hat das einen fördernden Einfluss. Und zwar sowohl auf die Beziehung als auch auf die Performance. Bei den untersuchten Unternehmen kamen solche Führungskräfte immer aus „High Performance“ Abteilungen.
Häufige Mitarbeitergespräche – lohnend oder Zeitverschwendung?
Es ist ein alter Hut und gilt heute noch genauso wie vor 30 Jahren. Regelmäßige Mitarbeitergespräche sind Gold wert. Regelmäßig könnte „einmal in 2 Jahren“ heißen. Doch Prof. Kim Cameron (Ross School of Business der University of Michigan) hat herausgefunden, dass es sich sogar wirtschaftlich lohnt, mit allen direkten Mitarbeitern einmal im Monat für eine gute Stunde zu treffen. Gemeint sind keine Business-Meetings bei denn über Projektfortschritte gesprochen wird. Vielmehr lohnt es sich in entspannter Atmosphäre (bei einem Kaffee, zum Lunch oder einem Spaziergang) über die Arbeitszufriedenheit, die erreichten Ziele und persönliche Dinge zu sprechen.
Warum es sich gleich mehrfach lohnt die Treppe zu nehmen?
Stundenlang am Computer sitzen und dann zur Abwechslung ins Meeting hocken. Da ist das Treppensteigen zwischendurch doch eine gesunde Abwechslung für die körperliche Gesundheit – eh klar! Gönnen Sie sich bei zufälligen Treffen am Gang oder auf der Treppe einen kurzen Plausch. Dies kann auch Abteilungsübergreifend sehr förderlich sein.
Nach der Arbeit beginnt die Freizeit – wie wär’s mit etwas „Zwischenzeit“?
Unterstützen Sie als Führungskraft auch Zusammenkünfte außerhalb der Arbeitsstätte. Das kann ein Lauftreff, ein Bowlingabend, Schlittschuhlaufen oder das „After-Work Beer“ sein. Je vielfältiger die gemeinsamen Unternehmungen sind, desto höher die Wahrscheinlichkeit, dass für jeden aus dem Team etwas dabei ist. Schon mal drüber nachgedacht: Zur Weihnachtsfeier oder dem Betriebsausflug den Lebenspartner mitbringen. Dies kann das Verständnis des Lebenspartner für stressige Situationen oder gar für nötige Überstunden erhöhen.
Fazit:
Mitarbeiterbindung – das haben große Konzerne wie Google & Co längst erkannt – ist ein wichtiger Aspekt um Kontinuität im Unternehmen zu bewahren. Mitunter wird hier viel Geld investiert um ein Arbeitsumfeld mit möglichst vielen annehmlichen Aspekten zu kreieren. Kluge Führungskräfte investieren darüberhinaus Zeit und Energie, damit sich gute Beziehungen zu den Mitarbeitern und im Team entwickeln können. Aus der Forschung weiß man, dass hier besonders Frauen Punkten können, wenn es um den Aufbau eines positiven Netzwerks im Unternehmen geht.
Für
einen ganzheitlichen Unternehmens-Erfolg und die Lebenszufriedenheit
der Menschen ist die aktive die Förderung von Beziehungen sehr
wichtig.