Fördert der Mindestlohn das Wohlbefinden?

Wohlbefinden hängt doch gar nicht mit Geld zusammen. Man kann sich doch auch wohl fühlen ohne viel Geld. Diese ältere Aussage wurde schon an internationalen Studien (Gallup-Studien, vgl. Ende des TED-Talks von Kahneman) widerlegt.

Dennoch steigert das Gehalt nicht langfristig die Arbeitszufriedenheit. Es gehört mehr zu den Hygienefaktoren von Herzberg (Herzberg, Mausner, Peterson, Capwell, 1957). Wie sich der Mindestlohn jedoch auf Wohlbefinden auswirkt, wurde noch wenig erforscht.

Warum Wohlbefinden und Gehalt?

Wohlbefinden hat viele positive Einflüsse auf die Arbeitsleistung (z.B. Haarhaus, 2017), ähnlich, wie Arbeitszufriedenheit. Wer sich also mehr Gehalt bekommt, fühlt sich wohler und arbeitet besser oder mehr. Es ist also auch eine wirtschaftliche Frage.

FORSCHUNG

Es gibt geringe, aber signifikante Effekte des Mindestlohnes bei Gülal und Ayaita (2019). Der Mindestlohn könnte sich also tatsächlich auf das Wohlbefinden auswirken. Die Daten stammen aus der deutschen sozioökonomischen Panel-Befragung (SOEP).

Wohlbefinden wurde hier mit Arbeitszufriedenheit, Lebenszufriedenheit sowie Zufriedenheit mit der Bezahlung gemessen. Die Studie erfasste die Zufriedenheit mit jeweils nur einer Frage. Daher braucht es noch weitere Forschung, um diese Ergebnisse zu erhärten.

Was bedeutet das für mich?

Zunächst einmal relativ wenig. Dass Menschen mit mehr Geld sich wohler fühlen, wird dadurch bestätigt.

Zusätzlich könnte interessant sein, dass Sie Ihre Mitarbeiter nicht zu gering bezahlen oder die gesamte finanzielle Situation des Mitarbeiters (z.B. Familie, Partner) beim Gehalt im Hinterkopf behalten. Diese könnte unter Anderem ein Grund für schlechte Arbeitsleistung sein.

Wie sind da Ihre Erfahrungen? Wie meinen Sie, dass sich das Gehalt auf die Zufriedenheit Ihrer Mitarbeiter auswirkt? Schreiben Sie uns hier in die Kommentare oder einfach eine Mail.

Literatur

Haarhaus, B. (2017). Job Satisfaction in Teams – A Multi-Level Theory of
Emergence and Consequences.
TU Chemnitz, Deutschland.

Herzberg, F.H., Mausner, B.M., Peterson, R.O. & Capwell, D.F. (1957). Job attitudes: Review of research and opinion. Pittsburgh: Psychological Service of Pittsburgh.

Gülal, F., und Ayaita, A. (2019). The Impact of Minimum Wages on Well-Being: Evidence from a Quasi‐experiment in Germany. Journal of Happiness Studies. [Online publiziert] doi: 10.1007/s10902-019-00189-5

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